Unter Federführung von Dr. Berend Koll (Deichbrand Festival), RA Martin Reitmaier (Argo Konzerte GmbH, Rock im Park Festival) und Axel Schulz (Musikmanager, Konzertveranstalter), hat der Verband Deutscher Event & Sicherheitsdienstleister e.V. am 4. Februar einen Brandbrief formuliert, der ungeschönt die Situation der Branche darstellt und vor allem die Folgeschäden im Personalsegment beschreibt, mit der die meisten Veranstalter jetzt und in den kommenden Jahren zu kämpfen haben:

Massiver Personalmangel in der Konzertveranstaltungsbranche

Seit zwei Jahren schieben wir einen immer größer werdenden Berg an oft mehrfach verlegten Konzertveranstaltungen vor uns her, der mit den verbliebenen Personalressourcen nicht mehr zu bewältigen sein wird.

Dieser Personalmangel ist so drastisch, dass bei weitem nicht alle anstehenden Konzerte durchgeführt werden können. Das wird unweigerlich zu einer massiven Flut von Konzertabsagen führen, auch von längst ausverkauften Konzerten.
Die Veranstalter haften für den Gesamtbetrag, den die Konzertfans für ihre Tickets ausgegeben haben: Fatalerweise werden von der staatlichen Ausfallversicherung nur 90% der tatsächlich angefallenen Absagekosten erstattet. Diesen Verlust wird sich kein Veranstalter/in auf Dauer leisten können, da etwaige Rücklagen längst aufgebraucht sind.

Die meist kurzfristig beschäftigten Arbeitnehmer:innen haben bereits unmittelbar nach Beginn der Pandemie die Branchen gewechselt.

Dies führt zu einem massiven Domino-Effekt. Mit den Veranstaltern „sterben“ sämtliche Dienstleister rund um das Veranstaltungsgewerbe, die Clubs, die Hallen und am Ende die gesamte Musiklandschaft: Musiker:innen können sich ganz überwiegend nicht von den extrem geringen Streaming- Einnahmen ernähren (das können in Deutschland nur eine Handvoll Musiker:innen) und sind folglich auf Gagen ihrer Konzerte angewiesen. Bereits im kommenden Herbst werden unzählige Bands und Musiker:innen ihre professionelle Karriere aufgeben müssen.

Dieser Verlauf ist vermutlich für lange Zeit irreversibel.

Es müssen daher dringend Maßnahmen ergriffen werden, um altes Personal zu reaktivieren, bestehendes Personal zu halten und neues Personal zu rekrutieren.

Lösungsmöglichkeiten:
• Aufstockung der Freigrenze für geringfügig Beschäftigte in der Eventbranche von monatlich € 450,00 auf € 1.200,00.
• Vereinfachungen zum Einsatz kurzfristig Beschäftigter (Anhebung der Einsatz- und Zuverdienstgrenzen)
• Entbürokratisierung von formellen Voraussetzungen für Arbeitsverträge und Zusammenarbeit von Dienstleistenden bei Großveranstaltungen
• Anerkennung für kulturelle Nebentätigkeiten: Erleichterungen für die Arbeitnehmer:innen bei der Verdienstgrenzenermittlung (Ausgleich über mehrere Monate) und Einsatzzeiten
• Kompensation von Personalmehraufwendungen
• Rückkehrförderung in die Branche und Chancenhilfen für den Übergang in regelmäßige Arbeitsverhältnisse
• Reform des § 34a GewO: Veranstaltungsordnungsdienst ist in vielen Bereichen nicht mit Bewachung im Sinne des Gesetzes gleich zu stellen. Es muss die Möglichkeit geschaffen werden, auch „nicht 34a Kräfte“ im Ordnungsdienst bei Großveranstaltungen einsetzen zu können.

Neben den Verfassern haben ebenfalls unterzeichnet:

Dr. Berend Koll (HKES GmbH, Deichbrand Festival)
RA Martin Reitmaier (Argo Konzerte GmbH, Rock im Park Festival) Axel Schulz (Musikmanager, Konzertveranstalter)
Unterzeichner:
AR Entertainment: Alexander Richter
Argo Konzerte GmbH Würzburg, u.a. Rock im Park: Peter Pracht
B.E.S.T. Veranstaltungsdienste GmbH, Berlin: Henry Klemm
Batschkapp Konzert und Promo GmbH, Frankfurt / Main: Ralf Scheffler Black Mamba Event GmbH, SonneMondSterne Festival: Rico Tietze Buback Tonträger / Booking GmbH, Hamburg: Thorsten Seif Columbiahalle / Columbia Theater, Berlin: Nicolel Tenbrock
Concert Team NRW GmbH, Düsseldorf: Nico Hamm
Crunch Time Promotion, Bielefeld: Marc Huelsewede
ESK Events & Promotion GmbH, Deichbrand Festival: Marc Engelke
FKP Scorpio GmbH, u.a. Hurricane Festival: Folkert Koopmans
FSR Unterhaltungsbüro GmbH: Harm Wörner
GTB – Gastro Team Bremen: Sascha Ebner
Hannover Concerts GmbH: Nico Röger
Helene Beach Festival: Boris Einenkel
HKES Eventlogistik GmbH: Felix Suwelack
Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH Hamburg: Karsten Jahnke
KKT GmbH, Berlin, Kiki Ressler
Kokon Entertainment GmbH, Konstanz: Dieter Bös
Koopmann Concerts GmbH, Bremen: Oliver Mücke
L.O.F.D.S. UG & Co KG: Aline Lutz
Landstreicher Booking, Berlin: Felix Hansen
Live Matters GmbH, Satis&Fy GmbH,
AlarmstufeRot: Dr. Chris Fleck
Loft Concerts GmbH: Marcel Tietze
MCT Agentur GmbH: Scumeck Sabottka
MTS GmbH, Münster, Stratmann Event GmbH, Bielefeld: Hans Stratmann Munich Security Services GmbH, Andreas Schade
Music Circus Concertbüro GmbH, Stuttgart: Hans-Peter Haag
New Berlin Konzerte GmbH, Berlin: Norbert Döpp
PGM Promoters Group Munich Konzertagentur GmbH: Katharina Pracht Popp Concerts GmbH, Trier: Oliver Thome
Prime Entertainment GmbH Köln: Jochen Breit-Tiffe
Propeller Music & Event GmbH München: Frank Bergmeyer
Showsec Sicherheitsdienste GmbH, José Fernández González
Sea You Festival: Bela Gurath
SEAN Event Security GmbH: Ugurhan Seven
Semmel Concerts GmbH: Dieter Semmelmann
Silverwings Club, Berlin: Harmen J. B. de Keijzer
Spaces Management GmbH: Lukas Kranz
Spindlerserben Veranstaltungskoordination, Berlin: Peter Spindler
STP Hamburg Konzerte GmbH: Diak Haring
Target Concerts GmbH München: Michael Löffler
U-Need GmbH: Matthias Singh und Sascha Wüstenberg
Verband Deutscher Event & Sicherheitsdienstleister e.V., Andreas Schade
WOA Festival GmbH, Wacken Open Air: Holger Hübner

Der Brandbrief zeigt wieder deutlich, wie schwerwiegend und langanhaltend die Folgen der Pandemie für die unterschiedlichsten Branchen im Bereich “Kunst und Kultur” sind und macht deutlich, dass Politik und Gesellschaft in den kommenden Jahren an vielen Stellen solidarisch zusammenhalten müssen, um das Schöne zu bewahren.

Quelle: https://www.facebook.com/VESDVerband