Sonntag, 19. Mai
Obwohl der gestrige Abend noch lang und schmutzig war, hält sich an diesem wundervollen Sonntag der Kater wirklich in Grenzen und der Tag startet für mich ohne Wanderung, dafür mit etwas mehr Kaffee und leckeren Brötchen von der Bratwurstbude auf dem Parkplatz. Das Wetter hält und WINGS OF STEEL freuen sich über eine gut gefüllte Hütte als Opener des letzten Festivaltages. Passend zum sonnigen Start in den Tag, sind die Glam-Jungs aus Los Angeles nicht nur mehr als angemessen (ent-) kleidet, sondern liefern auch musikalisch richtig gut ab! Dazu passt der in diesem Jahr gute und druckvolle Sound im Amphitheater: Kann so weiter gehen!
Und wo gerade noch alles so besinnlich mitgeschunkelt haben, polarisiert die folgende Band MAGGOT HEART um so mehr. Wikipedia klassifiziert die Kapelle aus Berlin übrigens absolut klar als: Hard rock post-punk heavy metal noise rock garage punk. Also, war jetzt auch meine erste Assoziation! Mir persönlich gefällt der rotzige Fender-Sound und das noise sehr gut, anderen nicht. Für mich wieder der Beweis für das immer spannenden Billing auf dem ROCK HARD Festival.
Zurück zum Glam. JOHN DIVA AND THE ROCKETS OF LOVE stehen als nächstes auf dem Programm und liefern eine solide Show. Hierbei ist Fronter John Diva immer nah am Publikum, bekommt das Feuer aber nicht richtig entfacht. Schade, ich hätte hier mehr Potential gesehen. Bin aber nicht sicher, ob es am Wetter, der Band oder dem zu frühen Slot lag.
Um halb vier stehen dann die Kölner Tod-Metaller von CHAPEL OF DISEASE auf der Bühne. Nach den letzten Releases ist die Erwartung an die Band hoch, leider verreißt es ausgerechnet bei diesem Gig den Sound. und eben der wäre für die Band aus Köln essentiell gewesen. Zurück bleibt etwas Ernüchterung.
Nach einer kurzen Pause geht es weiter mit den Vertretern der New Wave of British Heavy Metal von DEMON um Fronter und Gründungsmitglied Dave Hill. Trotz des am Anfang des Gigs noch anhaltenden Regens geben die Jungs ordentlich Gas und werden entsprechend vom Publikum gefeiert. Und auch, wenn die Jungs mit ihrem größten Hit einsteigen, schaffen es die Engländer, den Spannungsbogen zu halten. Am Ende klart auch noch das Wetter auf und rundet das Gesamterlebnis ab. Zurück bleibt eine zufriedene Crowd und Vorfreude auf die letzten drei Bands des Festivals.
Weiter geht es mit EXHORDER, die sich wie eine Dampfwalze durch das gut gefüllte Amphitheater schreddern. Auch wenn die Thrasher aus Louisiana schon seit 1985 unterwegs sind, zeigen sie kaum Abnutzungserscheinungen. Der Sound ist mächtig und fesselt das Publikum. Fronter Kyle zeigt sich wie immer charmant und bereichert den Gig durch einen entspannten Austausch mit dem Publikum. Besonders der “good old” ENGL “auf die Fresse” Thrash-Sound der Gitarrenfraktion ist in Kempers-Zeiten eine willkommene Abwechslung. Well done!
Wir kommen auf die Zielgerade. Um kurz vor acht erklimmen RIOT V die Bühne des Amphitheaters und übernehmen direkt das Ruder der Dampfwalze von EXHORDER. Das Thrash-Geballer geht in Runde zwei. Performance und Sound sind klasse und die US-Band hat neben vielen “alten Hits” auch ein paar Songs der neuesten Platte im Repertoire. Zwar tobt die Crowd nicht ekstatisch, dafür blickt man im gesamten, mittlerweile gut gefüllten Theater, in viele glückliche Gesichter.
Und das ein Festival meist viel zu schnell vorüber ist, merkt man genau jetzt. Nach drei Tagen ROCK HARD Festival 2024 ist es Zeit für den Headliner des letzten Tages: D-A-D. Nicht nur der typische Schädel der Band (der den Rest des Tages den halben Backstage zugestellt hatte), sondern auch eine riesige Torte, auf der Drummer Laust Sonne thronte, zierten die Bühne. Die Kopenhagener Kapelle zog trotz Regens die Crowd nah an die Bühne und lieferte eine saubere Show mit 40 Jahren Erfahrung auf dem Buckel. Hierbei ist Fronter Stig Pedersen gewohnt sympathisch. Seine Ansagen in gebrochenem Deutsch sorgen für gute Stimmung und so entlässt die Band eine durchgerockte, aber zufriedene Crowd in die etwas regnerische Gelsenkirchener Nacht.