Floor Jansen, den meisten bekannt als die Frontfrau von Nightwish, ist derzeit erstmals auf Solo-tournee mit ihrem ganz persönlichen Album „Paragon“ unterwegs. Begleitet wird sie von keiner Geringeren als Anneke van Giersbergen, die sich vor allem als Frontfrau von „The Gathering“ ihren Namen machte und schon in den 90ern auf Kölner Bühnen stand.
Beide sorgten am 15.05.2023 für einen vielseitigen und herzlichen Montag Abend, der gefühlt zu schnell vorbei ging.
Anneke van Giersbergen
Den Abend eröffnete Anneke und präsentierte dem Publikum Stücke ihrer Solo-Alben, davon zahlreiche des neuesten Werkes „The Darkest Skies Are The Brightest“. Mit minimalistischer Ausstattung stand sie da, in ihrem roten Anzug, und unterhielt mit ihrer herzlichen Art. Die ruhigen Songs wirkten und kamen beim Publikum an, welches aufmerksam lauschte und den gebührenden Beifall gab. Ein paar „The Gathering“ Fans waren da, doch alle, die sie nicht kannten, holte sie spätestens mit dem berühmten Song „Running Up That Hill“ von Kate Bush ab. Für mich war Anneke mit ihren emotionalen Liedern deutlich mehr als ein Opener und 30 Minuten waren definitiv viel zu kurz.
Floor Jansen
Wo Anneke ihre Zuschauer schon ganz beseelt zurück ließ, nahm Floor Jansen mit „Fire“ nach einer kurzen Umbaupause den Faden auf. Dass es im Folgenden noch kraftvoller und energiegeladener werden würde, kündigte sich hier schon an.
Die niederländische Sängerin gab ein beeindruckendes Konzert, das die Fans begeisterte. Das Konzert in Köln war Teil ihrer Europatournee, die sie durch viele europäische Länder und Städte führte.
Spätestens seit „Sing meinen Song“ hat sich Floor Jansen auch außerhalb der Metal-Szene einen Namen gemacht. Das sah man auch am Publikum – eher wenige Metalheads, dafür viele, die vermutlich eher wegen der poppigeren Stücke da waren und vermutlich von dem ein oder anderen härteren Stück überrascht waren.
Doch genau das kann Floor – sie beherrscht die leisen und zarten Töne, die für Gänsehaut-Momente sorgten, doch vor allem auch die energiegeladenen Songs mit viel Power in ihrer Stimme. Dabei schöpft sie nicht nur von ihrem eigenen Album „Paragon“, sondern präsentiert auch einige Songs anderer Künstler, etwa von Clueso, SDP oder Johannes Oerding und wird so ihrem Publikum natürlich auch gerecht.
Dazwischen lässt sie es sich nicht nehmen, teils witzige, teils berührende Anekdoten zu erzählen und nimmt den Saal so mit auf eine Reise – ja- man könnte fast sagen – ihrer eigenen Entwicklung, die Ausdruck findet in ihrem ganz persönlichen Album. So ist das Album nicht nur Ausdruck ihrer eigenen Reise, sondern spiegelt auch eine ganz positive und kraftvolle Sichtweise auf das Leben wider.
Seid stolz auf euch, was ihr bisher geschafft habt. Es geht nicht um Perfektion, sondern um die innere Stärke, weiterzumachen, auch wenn es mal schwieriger wird.
Sich selbst mit weniger Strenge, dafür mit etwas mehr Milde zu betrachten, Fehler verzeihen, und die eigene Lernkurve wertzuschätzen. Mit ihrer charmanten Art riss sie das Publikum mit, was jedoch erst ab etwa der Hälfte so richtig aus sich heraus kam. Das rotzige „Fight the Demons“ dürfte für den ein oder anderen Zuschauer überraschend gewesen sein, ein tolles Brett – da geht „Zu schnell vorbei“ von Clueso dann irgendwie unter. Zu schnell vorbei ist vor allem eins: der Montag Abend.
Floor schaffte es, zu verzaubern – sie selbst findet für den Abend, doch auch schon für vergangene Konzerte, sehr dankende Worte darüber, dass die Menschen lauschen und wirklich zuhören. Das hat auch für mich eine besondere Qualität – da stören keine Handys, sondern die Menschen schenken ihr (und dem Moment) die volle Aufmerksamkeit.
Zum Ende hin zeigte sich, dass die Energie aufs Publikum übersprang und sie auch „laut“ können. Das machte richtig Spaß – und die Fans verließen die Halle mit einem Lächeln im Gesicht.
Ur Cult, Girl!