Freitag
Hoch die Hände, Wochenände! Gemäß dem bekannten Motto hat die UrCult Redaktion leicht angekatert den Opener BURDEN OF GRIEF verpasst, es aber noch pünktlich zu KAMBRIUM vor die Mainstage geschafft. Nach dem hektischen Aufbruch „los, aufstehen, wir müssen zur Mainstage“, bin ich beim Eintreffen vor der Bühne und beim Blick an mir herunter sichtlich erleichtert, dass ich neben dem Einpacken der Kameras auch noch daran gedacht habe, mir eine Hose anzuziehen. Wäre aber auch kein Problem gewesen, denn: Keine Hose, kein Problem.
Und los geht’s. KAMBRIUM ballern mit aller Kraft gegen den tiefsitzenden Kater der Meute. Mit Erfolg. Als zweite Band des Tages geben die melodischen Todmetaller aus Helmstedt alles was geht und bringen langsam aber sicher Bewegung ins Spiel. Hierbei liefern die Jungs um Basser und Sänger Martin Simon sowohl technisch als auch gesanglich sauber ab.
Doch noch sichtlich angeschlagen von den letzten Tagen geht es für uns zurück zum Camp. Wir genießen das Festivalleben und das langsam besser werdende Wetter. Da wir nicht weit vom Infield campen, bekommen wir ATTIC, PADY AND THE RATS, OST & FRONT sowie LUCIFER beim gemütlichen Frühstückspils am Camp mit und sammeln auf unseren Sesseln dösend Kraft für den restlichen Tag. Freunde, was ein Leben!
Weiter geht es für uns auf dem Infield mit den finnischen Pagan Folk Black Metallern von MOONSORROW. Für mich stellte sich von Anfang an die Frage, ob der Grad der Komplexität der Songs der Gruppe um Fronter Ville Sorvali im gewählten Lineup funktioniert. Kurz gesagt: Ja, so ab Song drei. Etwas mehr in Richtung Folk tat der Meute vor der Stage sichtlich gut und es kam Bewegung ist spiel. Auch die trockenen Ansagen der Band zwischen den Songs passten ins doch ziemlich schlüssige Bild. Gut gemacht! Und das während der Sohn von Manuel Glatter (Gitarre bei DESERTED FEAR) auf der Nebenbühne kurz allen die Show stiehlt.
Und was sollen wir sagen. Manuel schafft es mit den Jungs um DESERTED FEAR doch glatt in die Fußstapfen seines Sohnes zu treten. Spoiler: der Sohnemann zeigt den großen am Ende der Show nochmal, wie sich ein Rockstar von der Bühne verabschiedet.
DESERTED FEAR auf dem Rockharz Open Air hat eine besondere Energie. Es scheint fast, dass das Lachen von Manuel, Fabian, Simon und Seppel noch heller strahlt, als sonst. Was dann kommt ist genau so schön, wie vorhersehbar: Eine brachiale Wand von gut gespieltem Old School Death Metal, die die Meute mit einem Lächeln im Gesicht niederwalz. Die Mähnen fliegen und die Pits eskalieren. Meine Damen und Herren: Für uns eine der Top Shows auf dem Rockharz Open Air 2022.
Weiter geht es mit der Ukrainischen Band JINJER, die uns für eine Kurze Zeit aus der Festivaleuphorie wieder zurück in die brutale Realität holt. Spätestens als sich Fronterin Tatiana Shmailyuk sich bei den Menschen und Deutschland für die Unterstützung ihrer Landsleute bedankt, wird es still und die Stimmung drückt. Um so dankbarer sind wir alle, dass wir JINJER an diesem Tag hören und die Ukraine unterstützen dürfen.
JINJER liefern bei ihrem GIG an diesem Freitag auf dem ROCKHARZ Open Air mehr als amtlich ab. Der Sound sitzt und Tatiana zeigt einmal öfter eindrucksvoll ihre Stimmgewalt und erhält mir Ihrer Kapelle dafür mehr als angemessenen Applaus.
Es folgt: FINNTROLL. Ich geh Bier trinken.
Emotional weiter geht es mit AT THE GATES. Ohne Umschweife starten die Göteborger mit dem Intro von „Blindet by fear“, was zwar jede Menge Begeisterung, mindestens aber auch so viel Fragezeichen in der Crowd auf die Gesichter zauberte. Fronter Tomas „Tompa“ Lindberg klärt den leider sehr traurigen Hintergrund dieses Starts alsbald auf. Gerade mal vor zwei Tagen sei seiner Mutter verstorben. Beim Aufräumen Ihrer Wohnung in Göteborg wollte Lindberg die Stille vertreiben und ganz oben auf dem CD-Regal lag das berüchtigte „Slaughter of the Soul“ – Album, dass die Band heute zu Ehren seiner Mutter komplett spielen werden.
Das 95er Album der Band ist nicht umsonst einer der Genre-Klassiker und funktioniert auch vor dem traurigen Hintergrund sehr gut. Lindberg und AT THE GATES ziehen den emotionalen Gig professionell und nur an einigen Stellen verliert Tompa kurz die Fassung. Viel zu schnell ist der Gig zu Ende und zurück bleibt ein begeistertes Publikum und ganz viel Gänsehaut.
Weiter geht es am Freitag auf dem Rockharz Open Air mit ENSIFERUM, STEEL PANTHER und ASP. Nach dem emotionalen Nachmittag geht es für uns zurück ans Camp, wo wir uns erstmal wieder sortieren und etwas Bier in uns auffüllen. Als Headliner stehen heute noch RUNNING WILD und THE 69 EYES auf dem Programm.
Also los geht’s: Das Piratentuch umgebunden und ab dafür. RUNNING WILD begeistern die Fans mit Klassikern von den 80er und 90er Alben und verzichtet fast ganz auf Songs der neueren Scheiben. Nach den obligatorischen Zugaben lassen die Hamburger Jungs um Rolf Kasparek nach einem soliden Gig eine zufriedene Crowd zurück.
Beendet wird der Freitag dann mit der Goth’n’Roll – Hitparade der 69 EYES. Fronter Jyrki 69 mit seiner Kapelle aus Helsinki bleibt den Klassikern der Bandgeschichte treu und verleitet auch zu fortgeschrittener Stunde noch so manche der Wachgebliebenen zum Mitsingen. Am Ende der einstündigen Darbietung ist er dann zu Ende: der Festival-Freitag auf dem ROCKHARZ Open Air 2022.
