Donnerstag

Heute reist nun endlich der Rest des Teams an und UrCult ist nach einem weiteren Einsatz am gestrigen Mittwoch bei GOJIRA in Oberhausen (lest unseren Bericht hier), nun auch fotografisch an der Teufelsmauer vertreten. Bei der Ankunft greift natürlich das bekannte Rockharz-Motto und die Live-Festival-Reunion der Redaktion wird gebührend begossen und gefeiert. Freunde, Ihr küsst mein Herz. Mit Bier!

Ungewohnt hell beginnt der Festival-Donnerstag für uns mit einer geschmeidigen Ladung Dark-Rock aus Aschaffenburg. Die Kapelle um Fronterin Nastassja Giulia macht einen guten Job und schafft es, die noch etwas angekaterte Gemeinde zu motivieren. Dazu noch ein Konter-Bier und der Start in den Tag ist perfekt.

Next Stop: Thüringen! GERNOTSHAGEN marschieren, die Axt in die Höhe gereckt, in Ballenstedt, also genauer gesagt auf der Mainstage, ein und haben neben der obligatorischen Pagan-Peitsche auch noch eine dicke Regenwolke im Gepäck. Naja, irgendwie passt es ja. Ein Wehmutstropfen bleibt allerdings beim morgendlichen Kollektivduschen an der Teufelsmauer. Das Duschradio hat Schluckauf und so ist Fronter Daniel leider nicht allzu gut zu hören. Dennoch gibt es den ersten Dusch-Pit und am Ende sind alle irgendwie nass und glücklich.

RHZ 2022 SCAR SYMMETRY, Quelle: StagePix.de
RHZ 2022 SCAR SYMMETRY, Quelle: StagePix.de

Als nächsten dürfen ARSENBLUT von der Regenwolke profitieren, die GERNOTHSHAGEN einfach dagelassen haben. Next Stop: Göttingen! Mittlerweile ist es voll vor der Stage und auch das Wetter spielt nach einem Klamottenwechsel kaum noch eine Rolle. Der Melodic Death Metal der Combo um Fronter Tetzel stampft über das Inflield und motiviert gefühlt auch den letzten Kater-Kopp zum Headbangen.

Weiter geht’s mit HAMMER KING. Beim Blick von der Bühne bot sich den Kaiserslauternern ein wachsendes Meer an bunten Ponchos. Denn nach kurzer Pause feierte der Regen sein Come-Back an der Teufelsmauer und brachte – Trommelwirbel – auch noch ein paar ordentliche Böen mit. Ein Setting, das jeden Live-Mischer wahlweise im Strahl oder gerne auch im Kreis vomitieren lässt. Dankenswerter Weise hat die PA ordentlich Dampf und der Sound bleibt trotz der Umstände erträglich. Die wetterfeste Meute dankt es mit guter Laune.

Auf nach Schweden geht es dann mit SCAR SYMMETRY. Kopflos sind bei der Kapelle nur einige der Saiten-Instrumente und so liefern die melodischen Tod-Metaller definitiv eines der besonderen Leckerbissen am Rock Harz Donnerstag. Beeindruckend sind sowohl die gut aufeinander abgestimmten Vocals also auch die technisch sauber abgelieferte Show. Der Rest ist eben SCAR SYMMETRY, wie man sie kennt. Die Crowd dankt es den Schweden und langsam aber sicher kommt immer mehr Bewegung in die Bude.

RHZ 2022 Der Schulz, Quelle: StagePix.de
RHZ 2022 Der Schulz, Quelle: StagePix.de

Ein weiteres Schmankerl für den Donnerstag gibt es direkt hinterher. Und zwar mit dem krankheitsbedingten Ausfall von UNZUCHT. Nein, der Ausfall ist natürlich nicht das Schmankerln, sondern viel mehr das Organisationstalent von Fronter Daniel „Der Schulz“, der spontan die Recken seiner Solo-Band aus der Arbeit geklingelt und nach Ballenstedt bestellt hat. Neben einem UNZUCHT-Song spielt die Combo viel aus dem eigenen Repertoire und hinterlässt nach der eigenen Interpretation des alten REINHARD MEY Songs „Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht“, passend zur aktuellen Weltlage, eine nachhaltige Gänsehaut bei der Crowd zurück.

Wir geben zurück nach Schweden: DARK FUNERAL stellen direkt zu Beginn nochmal klar „God is not here today“ und ernten neben Spontanapplaus kurzerhand noch ein paar dicke Wolken, wo vorher dem SCHULZ noch phasenweise die Sonne auf die Klampfe schien. In dieser passend finsteren Black-Metal Atmo liefert die Kapelle eine passend solide Show, mit einem Repertoire zwischen „Open the Gates“ und „Leviathan“, auch wenn zu Anfang einige technische Probleme den Gesang verschluckten.

RHZ 2022 Dark Funeral, Quelle: StagePix.de
RHZ 2022 Dark Funeral, Quelle: StagePix.de

Nun heißt es Heimspiel für die Jungs von GOITZSCHE FRONT aus Bitterfeld-Wolfen. Die Deutschrocker ballern eine solide, handgemachte Soundwalze über das Infield des diesjährigen Rock Harz Festivals und machen auch ohne die Unterstützung von Dieter Birr eine wirklich gute Figur. Das Publikum walzt ordentlich mit und auch dem Ende des Gigs mit „Der Osten Rockt“, können wir nix mehr hinzufügen.

Und wieder geben wir zurück nach: Richtig, Schweden! Als nächsten stehen THUNDERMOTHER auf der Bühne und das trotz aller Widrigkeiten bei der Anreise. Kurz gesagt, die Band ist da, der Rest nicht. Schnell alles zusammengeliehen und ab dafür! Die Band um Fronterin Filippa Nässil dreht trotzdem oder gerade wegen der Startschwierigkeiten direkt voll auf und zeigt dem Rock Harz Festival, wo der Hammer hängt. Die eingestreuten Cover-Songs funktionieren im Set der Schwedinnen gut und fesseln die Besucher:innen schnell und nachhaltig.

RHZ 2022 Thundermother, Quelle: StagePix.de
RHZ 2022 Thundermother, Quelle: StagePix.de

Und wo bleiben wir? Richtig, in Schweden! Auch DARK TRANQUILLITY trafen die Anreiseprobleme und so fand der Gig leider mit einer Gitarre weniger statt. Christopher Amott steckte, wie schon 2017, in Berlin fest. Dieses Mal schaffte man es allerdings nicht, ihn mit dem Privatflieger abzuholen. Als zusätzliches Schmankerl gab es dann noch einige Probleme mit dem Sound und dennoch schafften es die Schweden um Fronter Mikael Stannes, der mit seiner unglaublich positiven Ausstrahlung erheblich dazu beitrug, einen der Situation entsprechend hervorragenden Gig abzuliefern.

RHZ 2022 Dark Tranquillity, Quelle: StagePix.de
RHZ 2022 Dark Tranquillity, Quelle: StagePix.de

Weiter geht’s mit alten Bekannten. SUBWAY TO SALLY stehen auf der Bühne und zeigen mit ihrem ersten Song „Alles was das Herz will“ direkt, wo die Reise hingeht. Eric Fish und STS sind Urgesteine und Vollprofis. Dennoch schaffen sie es immer wieder, so wie auch an diesem Donnerstagabend auf dem Rockharz Open Air, dass sich jeder Gig für die Fans persönlich anfühlt. SUBWAY TO SALLY greifen tief in die Schublade ihrer Evergreens und fordern das Publikum immer wieder auf, seine Stimmgewalt zu beweisen. Mit Erfolg, denn „Kleid aus Rosen“ funktioniert auch ohne die Kapelle von Bodenski und Co.. Wie erwartet überzeugen SUBWAY TO SALLY die kompletten 60 Minuten ihres leider viel zu kurzen Gigs und lassen eine begeisterte Crowd zurück.

RHZ 2022 Subway to Sally, Quelle: StagePix.de
RHZ 2022 Subway to Sally, Quelle: StagePix.de

Im wahrsten Sinne des Wortes geben SUBWAY TO SALLY nun die Fackel an POWERWOLF weiter, die über Ihren gesamten Gig standesgemäß die Bühne abfackeln. Auch der Til Lindemann Gedächtnis-Doppel-Flammenwerfer von Attila Dorn trägt eindrucksvoll zur feurigen Atmo des Wolf-Gigs bei. In das eigentlich schon für 2020 geplanten Best-Of-Set lassen POWERWOLF noch einige Songs der letzten zwei Jahre einfließen und liefern einen headliner-würdigen Gig an diesem Donnerstagabend auf dem Rockharz Festival ab. Die Meute tobt und zeigt ihre Zuneigung alleine schon durch ihre schiere Größe.

Eigentlich nicht erwähnenswert, weil vollkommen klar, haben die GRABENSCHLAMPEN den Security-Stress-Test aus einem nicht abreißenden Strom aus Crowdsurfen bei SUBWAY TO SALLY und POWERWOLF selbstverständlich bravourös gemeistert. Jungs, vielen Dank! Ihr seid mit Eurem Einsatz ein wichtiger Grundpfeiler unserer Metal-Familie!

RHZ 2022 Powerwolf, Quelle: StagePix.de
RHZ 2022 Powerwolf, Quelle: StagePix.de

Letzter Halt: KNASTERBART. Nicht von allen geliebt aber von den dagebliebenen gefeiert, liefern die Jungs von KNASTERBART einen sauberen letzten Gig ab und beenden den Donnerstag auf dem diesjährigen Rockharz Festival. Der letzte ist es nicht nur für den Tag, sondern auch für die Band, die sich nach der laufenden Abschiedstour auflösen wird. Wir hören die letzten Klänge noch auf dem Weg zum Camp und lassen den Abend wir gewohnt und geliebt mit Metal (allerdings vom Band), Beer und den Best friends ausklingen. Gute Nacht Rockharz!