Nach der Pandemie ist vor der Pandemie, oder so ähnlich. Nach drei Jahren, einer gefühlten Ewigkeit, geht es nun endlich wieder „nach Hause“, zu unserem Lieblingsfestival an der Teufelsmauer. Irgendwie können wir es noch gar nicht richtig fassen, dass es schon drei Jahre her ist. Doch mit dem Moment, als wir den Flughafen Ballenstedt noch aus dem Auto vor uns sehen, kommen die Erinnerungen und die Vorfreude steigt. Innerhalb weniger Sekunden fühlt sich das letzte Mal fast so an, als ob es gestern wäre. Doch was ist das? Der Scheibenwischer des Autos gibt plötzlich Vollgas. Der mehr als ungemütliche Regenschauer wird dann aber schnell belächelt und ist zum Glück nur von kurzer Dauer. Ein kühles Bier, ein netter Plausch mit dem Einlasspersonal und ein großes HALLO in unserem Camp, lassen uns alle Sorgen und Wehwehchen vergessen.  

RHZ 2022 Impressionen, Quelle: StagePix.de
RHZ 2022 Impressionen, Quelle: StagePix.de

Nach einer kurzen Einrichtung, diesmal ohne Zelt-Inception spielen zu müssen (der großzügig reservierten Campgroundfläche sei Dank), gehts ohne große Umwege direkt ins Infield. Bloß keine Zeit verlieren, wir haben schließlich massiven Nachholbedarf. 

Mittwoch

MUTZ & THE BLACKEYED BANDITS haben die Ehre, den Opener für das große Wiedersehen zu geben, machen richtig Stimmung und genießen ihren Gig sichtlich. Bei mittlerweile bestem Wetter spürt man die wachsende Euphorie vor der Stage. Kein Wunder: die sanften Rock’n Roll Klängen von Mutz sind bestens geeignet, um in die vier bevorstehenden Festivaltage zu starten. Und die Meute? Die hat so richtig Bock auf Party!

Für uns geht es jetzt erstmal wieder in Richtung Camp. So zumindest der Plan. Auf dem Weg dorthin treffen wir unzählige alte Bekannte und wieder einmal bewahrheitet sich das Motto des Boliden an der Teufelsmauer: Made of Metal, Beer and your best friends. So vergehen ein paar Stunden und wir sind uns einig: Eigentlich sind 4 Tage für das RHZ viel zu kurz. Immerhin schaffen wir es, zu den Scotsmen wieder an der Mainstage zu sein.

Nach einem eher sanften Einstieg ist es schließlich Zeit für eine fette Geburtstagsparty. GRAVE DIGGER laden zum 40. Bandbestehen ein. Mit im Schlepptau ist natürlich ein ganzes Orchester. Als alte Hasen wissen GRAVE DIGGER, wie man den Laden schmeißt und ordentlich anheizt. Das Orchester spielt als Intro „Scotland The Brave“, eine der drei inoffiziellen Nationalhymnen Schottlands. Anschließend folgt eine große Hitparade der vier Gladbecker. Songs wie „Dark Of The Sun“, „The Clans Will Rise Again“ und natürlich „Rebellion“ sorgen dabei für den ersten großen Festivalmoment. Nach insgesamt 40 Minuten ist dann Schluss mit lustig.

RHZ 2022 Impressionen, Quelle: StagePix.de
RHZ 2022 Impressionen, Quelle: StagePix.de

KATAKLYSM stehen auf der Dark Stage mit einem absoluten Kontrastprogramm in den Startlöchern. Wer die vier Kanadier kennt, weiß dass die Walze sofort zu rollen beginnt. Mit gewohnt harten Death Metal Tönen, die allesamt gut abgemischt sind, liefern Maurizio und Co. ein rundum solides Set und lassen nicht nur einmal verlauten, wie froh sie sind, dass die Pandemie endlich vorbei ist. Sehen wir auch so und feiern mit der ausgelassenen Crowd kräftig weiter.

SEPULTURA nehmen dann keine Gefangenen mehr und zerlegen die komplette Hütte. Der Schicksalsschlag des Gitarristen Andreas Kisser, dessen Frau kurz vorher verstorben ist, sitzt tief und die Band nimmt sehr ergreifend Anteil. Fronter Derrick Green widmet ihr, nach einer bewegenden Ansprache, den Song „Mean To An End“. Der Rest der Band wächst dabei ein sichtliches Stück über sich hinaus. Die Stimmung vor der Stage ist indes gewaltig. Kein Wunder, Green brüllt sich die Seele aus dem Leib und strotzt nur vor Energie. Die Emotionalität ist unverkennbar und sorgt für Gänsehaut. Das rhythmische Trommeln läutet dann zum Höhepunkt ein. „Roots Bloody Roots“ schlägt ein wie eine Bombe. Das Infield ist nicht mehr zu halten. Was am Ende bleibt ist Schutt und Asche. Hammer! SEPULTURA sind mit Abstand der beste Gig des Tages.

RHZ 2022 Impressionen, Quelle: StagePix.de
RHZ 2022 Impressionen, Quelle: StagePix.de

IN EXTREMO kredenzen nun den Nachtisch. Die Mittelalter-Urgesteine wissen was sie tun und lassen sich ins nichts lumpen. Die Berliner hauen so ziemlich alles raus was geht. Pyros, Lightshow, fetter Sound und natürlich die Hitparade von A bis Z. Es bleiben keine Wünsche mehr offen. Die Crowd geht steil und feiert unter anderem zu Songs wie „Mein rasend Herz“, „Störtebeker“ oder „Spielmannsfluch“, als wäre es ihr letztes Abendmahl. Es ist ein Abend voller Hymnen. Dabei gehen die immer wiederkehrenden, passiv aggressiven Ansagen, von Fronter „Das Letzte Einhorn“ irgendwie unter. Wahrscheinlich werden auch hier innere Barrieren abgebaut und einfach nur Druck abgelassen. Egal, was solls! Was am Ende bleibt ist ein wohliges, zufriedenes Gefühl im Bauch und die Vorfreude auf die noch drei folgenden Festivaltage.