Wie in unserem Vorbericht angekündigt, war es an Pfingsten dann endlich wieder so weit. Das Rock Hard Festival 2022 in Gelsenkirchen hat endlich wieder seine Pforten geöffnet. Angeteasert vom Rock Hard One Day in 2021 war es also nun endlich wieder Zeit für die ausgehungerte Ruhrpott-Metal-Meute im Gelsenkirchener Amphitheater anzutreten und das gewohnt abwechslungsreiche Billing des Traditionsfestivals zu zelebrieren.
Im Vorhinein haben sich sicherlich viele Gedanken gemacht, wie das wohl ist, nach 2 Jahren wieder zusammenzutreffen. Die totale Wiedersehenseskalation blieb aus und die geneigte Ruhrpott-Metaller*In glänzte souverän mit Beständigkeit. Bei bestem Wetter tummelten sich die Menschen auf den Rängen und genossen kopfnickend die präsentierten Bands. Vor der Bühne gab es immer mal wieder Pits und je nach Band ordentlich Bewegung. Und wie jedes Jahr beim Rock Hard Festival, war die Stimmung durchweg gut. Auch am Sonntag, als Petrus uns immer mal wieder etwas Regen beschert hat.
Falls also jemand fragt, wie diese Normalität aussieht, die wir uns die letzten Jahre wieder herbeigewünscht haben: Genau so!
Rock Hard Festival 2022 – Freitag der 3. Juni
Am Freitag ging es für mich los zum Rock Hard Festival. Glücklicherweise hatten wir noch ein Parkticket ergattern können und konnten so mit dem Camper auf P1-Parken. Von hieraus sind es nur wenige Meter zum Festival und man ist umgeben von vielen anderen Metalheads, die den Parkplatz zur Übernachtung nutzen.
*Pro-Tipp* Die Parktickets für das Rock Hard Festival sind begehrt und können nur in Verbindung mit einem Ticket gekauft werden. Man muss also schnell sein, wenn die Tickets für das Festival im kommenden Jahr in den Verkauf gehen.
Als erste Band des Tages standen NECK CEMETERY auf der Speisekarte und nach einem Abstecher zum Presse-Office ging es gemeinsam mit den Kollegen von metal.de direkt vor die Bühne. Die 5 Heavy-Metaller aus NRW mussten ihrer Ankündigung als DER Newcomer aus NRW gerecht werden und lieferten eine solide Show als Opener des Festivals ab. Spannend war, dass die Meinungen der Besucher*Innen zwischen NECK CEMETERY und der Nachfolgeband SORCERER komplett auseinander gingen.
Unserer Meinung nach haben beide Kapellen in ihrem Genre sauber abgeliefert. So eben auch die Doom-Schweden von SORCERER aus Stockholm. Die Crowd dankte es mit rhythmischem Kopfnicken und langsam einsetzender Bewegung, was für die Rahmenbedingungen der gemütlichen Sitz-Situation im Amphitheater als absolut angemessen zu beurteilen ist. Der Vorteil an der Hütte: Beste Sicht von allen Sitzen und guter Zugang zu erfrischenden Kaltgetränken.
Warte mal – Kaltgetränke?! Schon bevor sich die Pforten des Amphitheaters am Freitag das erste Mal öffneten, war das Thema „Bierpreise“ erstaunlich oft zu hören. Und mit 5€ pro Becher zzgl. 1€ Pfand waren diese sicherlich nicht zu hoch, sondern angemessen fair. Was das Mehrweg-Konzept des Rock Hard Festivals angeht, geht der Daumen wieder hoch! Das Pfandsystem funktioniert und sorgt dafür, dass kein Becher das Gelände vermüllt. Auch für das Dosenpfand außerhalb des Infields hatte das Rock Hard Festival mit dem KINDERLACHEN e.V. einen guten Partner. Hierzu war direkt am Eingang ein großer Container aufgestellt, in den wir gerne unsere Dosen abgegeben haben.
Etwas zu aufdringlich waren hingegen die Pfandsammler, die uns in regelmäßigen Abständen auf dem Parkplatz behelligt haben und mitunter ziemlich beleidigend wurden, als wir mitteilten, dass wir die Dosen lieber an Kinderlachen e.V. spenden werden. Eine Situation, auf die das Rock Hard Festival leider keinen wirklichen Einfluss hat, da sich der Parkplatz im öffentlichen Raum befindet. Dennoch wäre es für die kommenden Jahre schön, wenn die Secus auch hierauf ein Auge werfen.
Aber zurück zur SORCERER. Die Schweden überzeugen vor allem technisch und das, obwohl ihnen direkt am Anfang die selbige bei den Toms etwas zu schaffen macht. Dennoch: Vocals, Drums, Gits und Bass sind auf den Punkt, präzise und präsent. Und so schafft es die Kapelle schon auch schon bei den ersten eher langsameren Songs die sonnengegrillte Meute zu animieren.
Um die Moderation des Rock Hard Festival nach dem Set von SORCERER zur zitieren: „Hattet Ihr eine gute Zeit? Ja? Ist jetzt vorbei!“
Next Stop: NIFELHEIM. Die alteingesessenen Rocker aus der schwedischen Provinz ergießen sowohl musikalisch als auch durch ihre Show eine ordentliche Ladung Black Metal über die Hitzegeplagten Metalheads im Amphitheater und eröffnen ihr Set mit Black Evil, gefolgt von Infernal Flame. Die Schweden setzen damit einen gelungenen Konterpunkt zu ihren Vorgängern von SORCERER und finden im Publikum eine amtliche Menge Zuschauer, die Gefallen finden. Nach dem gelungenen Gig der Schweden bleibt für mich nur eine Frage offen: Wie hoch ist eigentlich der Crew-Verschleiß bei so dermaßen stacheligen Outfits mit so dermaßen langen Nägeln?!
Sidestory: Ein Gig der Schweden reicht übrigens genau, um am Camp festzustellen, dass der Wasserschlauch am Boiler abgeplatzt ist, die halbe Karre unter Wasser steht, den Camper wieder trockenzulegen, halb auseinanderzubauen, das Leck zu reparieren und den ganzen Summs wieder zusammenzuschrauben. An dieser Stelle sei der durchaus motivierende Aspekt der NIFELHEIMER Klänge erwähnt.
Weiter geht es um kurz nach 18:00 Uhr nicht mit den Nachrichten in der ARD, sondern mit AXXIS im ROCKPALAST. Die Rocker um die markante Stimme von Fronter Bernhard Weiß haben die Metaller im Amphitheater schon ab dem ersten Song im Griff und es beginnt ein latentes „Pommesgabelumdiewetteindieluftreißen“. Ein Gewinner konnte abschließend nicht festgestellt werden. Der Sound ist OK – die Vocs quietschen ein wenig und nach unserem Empfinden sind die Drums gegen die restliche Rhythmusfraktion ein wenig zu laut gemischt. Was am Sound der Hardrocker fehlte, wurde mit Professionalität und Qualität wieder gut gemacht. Klar, wir hätten die FX / Keyboards natürlich lieber auf der Bühne als vom Sampler gehabt, aber alles in allem ein sehr runder Gig.
Nach einer kurzen Pause und etwas Erfrischung geht es um kurz vor acht weiter mit HEATHEN. Nach einem fulminantem Intro lassen die Thrasher aus Frisco beim Übergang ins „echte“ Set noch Luft nach oben. Auch der Sound (zu leise Drums und Solo-Gitarre) muss noch korrigiert werden, was gekonnt und schnell geschieht. Der erste – recht schnelle Song – „The Blight“ überfährt die Meute etwas und die Crowd bleibt noch verhalten. In der Summe schaffen es die 5 Jungs um Fronter David White nicht so richtig, den Zugang zu den Fans zu finden, obwohl sie technisch einwandfrei abliefern. Erst als die Sonne langsam untergegangen ist, kommt Bewegung in die Bude und die Kombo wird mit den ersten Surfern belohnt.
Sidestory: Auch was das eingekaufte Personal angeht – in dem Fall die Secus – hat das Rock Hard ein gutes Händchen bewiesen. Ein doch etwas zu gut betankter Metal-Head wird nach einem eher semi-gut gelungenen Surf-Versuch vom lächelnden Chef der Secus persönlich gestützt und zu den Sanis geschleppt. Daumen hoch für diesen freundlichen Service!
Als Headliner des Abends stehen SACRED REICH auf dem Programm und um 21:30 hieß es dann „Feuer frei!“ für die Thrasher aus Phoenix. Als einziger internationaler Headliner hatten Sänger Dan Kelly und seine Band den Laden schnell im Griff, was mit diversen Pits und Crowdsurfer*Innen gedankt wurde. Das leider nur 75 anstatt 90-minütige Set der Band funktionierte trotz einer außergewöhnlich hohen Anzahl an Songs vom neuen Album „The Awakening“ gut und war ein würdiger Abschluss für den ersten Abend des Rock Hard Festivals 2022.